Feuerwehr als Familien- und Herzensangelegenheit

21.07.2020

Feuerwehr als Familien- und Herzensangelegenheit

Veri Kaltenecker heute ein 65er – Trostberger Floriansjünger würdigen engagierten Kameraden

Michael Falkinger

Trostberg. Lehrgänge zu den Themen Atemschutz, Gruppen- und Zugführer, Gefahrgut, Sanitätshelfer, Brandschutzbeauftragter, Motorsäge und industrielle Brandbekämpfung – „der Veri hat bei uns so gut wie alles gemacht“, erzählt Hans-Peter Heimbach, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Trostberg. Der Veri heißt eigentlich Franz-Xaver Kal-tenecker. „Doch keiner der Nachbar-Kommandanten kennt ihn unter dem Namen Franz-Xaver“, sagen Hans-Peter Heimbach und Martin Sperger, Zweiter Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Trostberg, lachend.

Am heutigen Donnerstag feiert Veri Kaltenecker seinen 65. Geburtstag – ein besonderer Tag, denn: Mit diesem Geburtstag scheidet er aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus. Üblicherweise verabschieden die Trostberger Feuerwehrkameraden ihre „Pensionäre“ mit einer kleinen Feier nach einer Übung. Das fällt jedoch wegen der Corona-Beschränkungen ins Wasser. Um Veri Kaltenecker dennoch pünktlich zu seinem Wiegenfest für sein Engagement zu würdigen, haben sich Hans-Peter Heimbach und Martin Sperger zu einem Gespräch mit der Heimatzeitung getroffen – unter strengster Geheimhaltung, denn der Zeitungsartikel soll ja eine Überraschung sein.

Veri Kalteneckers langjähriges Engagement bei der Trostberger Feuerwehr nahm mit seinem Eintritt am 15. Oktober 1973 Fahrt auf. Nachdem ihn die Führungsriege der Wehr 1974 zum Feuerwehrmann ernannt hatte, ging es stetig weiter: 1977 Oberfeuerwehrmann, 1983 Hauptfeuerwehrmann, 1984 Löschmeister, 1986 Oberlöschmeister, 1997 Hauptlöschmeister, 1994 Brandmeister und 2011 Oberbrandmeister.

Sein ehrenamtlicher Einsatz bei den Trostberger Kameraden genügte Veri Kaltenecker jedoch noch nicht: Am 1. Februar 1977 trat er in die Werkfeuerwehr der damaligen SKW Trostberg ein – in dem Unternehmen arbeitete er als Mess- und Regelmechaniker. Von 1. Januar 1987 bis 31. Dezember 2003 war er stellvertretender Leiter der Werkfeuerwehr, von 1. Januar 2004 bis 31. Oktober 2016 – also bis zu seiner Altersteilzeit – Leiter. Damit trat  Veri Kaltenecker in die Fußstapfen seines Vaters – ebenfalls Veri genannt –, der  auch Leiter der Werkfeuerwehr gewesen war.

„Es ist ihm in die Wiege gelegt worden“, sagt Hans-Peter Heimbach – Feuerwehr ist bei den Kal-teneckers Familien- und Herzensangelegenheit. Auch Sohn Stefan und Enkel Raphael sind bei den Trostberger Floriansjüngern – Stefan bei der aktiven Truppe, Raphael im Fanfarenzug.

An Veri Kaltenecker schätzen Hans-Peter Heimbach und Martin Sperger die fachliche Kompetenz, mit der er nie angegeben und die er nie zur Schau gestellt habe. Damit sprechen die beiden für die gesamte Truppe. „Ohne jedes Aufsehen war der Veri ein Vorbild für die Jugend“, sagt Hans-Peter Heimbach. Als immer freundlich, ruhig und hilfsbereit bezeichnet Martin Sperger den heutigen Jubilar. „Wir haben ihn nie schimpfen gehört.“  Seine Ansagen an die Truppe leitete Veri Kaltenecker immer mit der Anrede „Männer“ ein – selbst wenn Frauen dabei waren. „Aber das wurde akzeptiert“, erzählt Hans-Peter Heimbach und lacht.

Das Gesellige war und ist Veri Kaltenecker sehr wichtig. Martin Sperger nennt unter anderem das Eisstockschießen der Wehr. „Da war er immer mit dabei.“ Auch das Zusammensitzen nach den Übungen und Vereinsausflüge gehören für Veri Kaltenecker dazu. Bei den Vorbereitungen für die Hallenfeste mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Und wenn er nicht gerade für die Feuerwehr unterwegs ist, zieht es den dreifachen Vater Veri Kaltenecker ins Trostberger Schwimmbad, zum Bogenschießen, zum Spazierengehen und zu seinen fünf Enkeln. Auf das alljährliche Campen am Gardasee verzichten er und sein Gattin Bärbel heuer – corona-bedingt.

„Schauts, Buam, so  macht man ein Feuer aus!“ Wer sich knapp 47 Jahre in der Feuerwehr engagiert, hat viele Einsätze erlebt. Als besonderen Einsatz, bei dem auch Kaltenecker mitwirkte, bezeichnet Hans-Peter Heimbach den Kampf gegen das Hochwasser 2002 in Dessau. Die Wehren des Landkreises Traunstein waren damals für drei Tage mit 62 Autos nach Sachsen-Anhalt ausgerückt. Schmunzelnd erinnert sich Hans-Peter Heimbach auch an einen Autobrand, über den Veri Kaltenecker bisweilen erzählt. Vor vielen Jahren musste die Trostberger Wehr bei Lindach einen brennenden Wagen löschen. Die Wassermenge des damaligen Löschfahrzeugs – 800 Liter – reichten nicht aus. Da kam zufällig die Werkfeuerwehr mit ihrem Pulverlöschfahrzeug vorbei. Nach nur zwei Pulverstößen war der Autobrand ruckzuck gelöscht.  Der joviale Spruch des damaligen Kommandanten der Werkfeuerwehr zu den jungen Trostberger Feuerwehrlern: „Schauts, Buam, so macht man ein Feuer aus!“  Darüber kann sich Veri Kaltenecker heute noch köstlich amüsieren.