Altersgrenze für Feuerwehrdienstleistende auf 65 angehoben

 

Altersgrenze nicht mehr zeitgemäß

Seit Juli dieses Jahres dürfen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren bis 65 aktiv dabei sein

 

Trostberg. Hans Eder war 47 Jahre lang bei der Feuerwehr, davon 40 Jahre als Maschinist, mit einer Ausbildung also, die nicht viele haben. „Die Feuerwehr war neben dem Beruf mein Leben“, sagt er. Von einem Tag auf den anderen musste er den aktiven Dienst aufgeben. Nicht, weil er nicht mehr fit gewesen wäre, sondern weil er 2014 die Altersgrenze von 63 Jahren erreicht hatte. Im Juli dieses Jahres wurde die Altersgrenze im Bayerischen Feuerwehrgesetz auf das 65.Lebensjahr erhöht. Für Hans Eder kam diese Gesetzesnovelle zu spät. Er kann die starre Altersgrenze im Bayerischen Feuerwehrgesetz nicht nachvollziehen. Andere Bundesländer haben andere Regelungen, und bei einer Werkfeuerwehr dürfen die Kameraden bis zur Rente in der Wehr tätig sein. „Ich bin der Meinung, dass der gesundheitliche Zustand, also die tatsächliche Diensttauglichkeit, und die eigene Einschätzung des Feuerwehrmannes oder der -frau darüber entscheiden sollten, ob jemand aus dem aktiven Dienst ausscheidet oder nicht“, betont Eder. Seit er 61 Jahre alt ist, greift bei ihm die beruflich Altersteilzeitregelung. „Seit ich daheim bin, mache ich körperlich mehr als vor zehn Jahren“, sagt er und lacht. Siegfried Escher aus Trostberg, der ebenfalls mit 63 Jahren aufhören musste, hätte auch bis 65 weitergemacht. Auch er war 47 Jahre aktiv bei der Feuerwehr Trostberg, als Zugführer und eine Zeit lang auch als Zweiter Kommandant. Verärgert ist er nicht. „Eigentlich hat es so auch gereicht“, findet der heute 65-Jährige. Einer, der von der Gesetzesänderung profitiert, ist Werner Brem, der seit 41 Jahren Feuerwehrmann in Trostberg ist. „Ich hätte mein Gewand fast schon abgegeben“, erzählt er. Denn er ist Ende
April 63 Jahre alt geworden, im Juni wurde aber erst die Änderung beschlossen und im Juli trat sie in Kraft. Ein paar Monate war Brem nicht dabei, aber seit Juli wird er wieder alarmiert, wenn die Trostberger ausrücken. Das findet er nur sinnvoll, denn körperliche Einschränkungen spürt er keine. Er würde sich auch gerne einer regelmäßigen Untersuchung unterziehen – bei Atemschutzgeräteträgern ist das ja schon lange Usus. Ein älteres Feuerwehrmitglied müsse ja nicht unbedingt Atemschutzgeräteträger sein. „Es gibt viele andere Aufgaben, die ein Älterer übernehmen und damit die Jüngeren entlasten kann“, erklärt Eder. Außerdem könne man die Älteren aus den nächtlichen Alarm-Schleifen herausnehmen.
„Denn sie sind ja am Tag verfügbar, wenn viele Junge nicht können“, so Eder. Denn gerade tagsüber herrscht bei vielen Freiwilligen Feuerwehren akute Personalknappheit. „Die Arbeitsplatzsituation wird bei den Jungen immer schwieriger. Viele trauen sich gar nicht mehr, ihren Arbeitgeber zu fragen, ob er sie für Feuerwehreinsätze freistellt“, weiß Hans Eder. In Trostberg sei die Wehr glücklicherweise noch gut aufgestellt – auch dank intensiver Jugendarbeit. Ein Problem sieht Eder allerdings auf die Trostberger Truppe zukommen: „Die meisten Maschinisten sind bei uns Mitte bis Ende 50. In zehn Jahren werden auf einen Schlag also viele ausscheiden.“ Seit er 2014 den aktiven
Dienst niederlegen musste, sei nur ein neuer Maschinist dazu gekommen. Denn die Ausbildung zum Maschinisten ist gar nicht ohne. Der Weg zum Führerschein ist teuer, und viele Kommunen können sich das nicht leisten. Auch nach der bestandenen Führerscheinprüfung dauert es nach Einschätzung von Hans Eder noch zwei bis drei Jahre, bis man mit den Einsatzfahrzeugen mit spezieller Ausrüstung umgehen kann. Alle drei Trostberger, Hans Eder, Siegfried Escher und Werner Brem, sind sich einig, dass die Erhöhung der Altersgrenze ein erster Schritt in die richtige Richtung war. Und auch Kommandant Hans-Peter Heimbach würde sich freuen,wenn er noch längere Zeit auf seine erfahrenen Leute zurückgreifen könnte.

 

 

Bericht Lucia Frei